Sie haben sich durch den MDK (bei gesetzlich Versicherten) oder MEDICPROOF (bei privat Versicherten) einschätzen lassen, um einen Pflegegrad zu erhalten. Aufgrund der Pandemie sind die Gespräche nur über das Telefon möglich, weswegen die Sachbearbeiter sich kein Bild vor Ort von dem Pflegebedürftigen machen können. Wenn Sie ein Gespräch mit dem Gutachter terminiert haben, sollten Sie vorbereitet sind. Sollte Ihnen das Sprechen schwer fallen, ziehen Sie sich jemanden zur Seite, der das Gespräch für Sie führen kann. Wir informieren Sie über das Verhalten der Gutachter, über die Vorbereitungen und wie Sie gegebenenfalls einen Pflegegrad Widerspruch einlegen können.

Das Erstgespräch zur Einschätzung des Pflegegrads

Bereiten Sie sich auf die Begutachtung gut vor, damit Sie den richtigen Pflegegrad zugewiesen bekommen und keine unnötige Zeit beim Antrag verstreichen muss.

  • Die Gutachter arbeiten mit einem Fragenkatalog und untersuchen den potentiellen Pflegebedürftigen auf 6 Module. Um sich auf die Fragen vorzubereiten, können Sie sich einmal durch den Pflegegradrechner klicken.
  • Das Pflege-Tagebuch. Ihr Pfleger oder Sie selbst sollten ein Tagebuch führen, indem Sie alles auflisten, wobei Sie Hilfe benötigen. Seien Sie genau und notieren alles: Brauchen Sie Hilfe bei der Kommunikation? Können Sie noch eigenständig die öffentlichen Verkehrsmitteln nutzen oder selbstständig Medizin einnehmen?
  • Informieren Sie sich vorab über Ihren speziellen Fall. Dies können Sie kostenlos beim Pflegestützpunkt tun. Diesen gibt es in jeder Stadt.
  • Fordern Sie alle Dokumente an, die Ihre medizinische Historie belegen sowie Dokumente zu Ihrer jetzigen Erkrankung. Lassen Sie sich alles von Ihrem Arzt bescheinigen. Medikamentenpläne, MRTs und alles, womit Sie Ihre Erkrankung belegen können. Listen Sie auch alle Krankheiten auf, die nichts mit der Krankheit zu tun haben, weswegen Sie den Pflegegrad beantragen. Kopieren Sie alle Dokumente und geben Sie diese dem Gutachter mit bzw. senden es dem Gutachter zu. Dies erleichtert dem Gutachter die Arbeit und beschleunigt die Antragstellung.
  • Halten Sie alle Hilfsmittel, die Sie für Ihren selbstbestimmten Alltag benötigen bereit. Dazu zählen Rollstühle, Rollatoren, Gehstöcke und Ähnliches.
  • Erstellen Sie eine Liste mit Pflegern, Menschen, die sich um Sie kümmern (wenn zutreffend) und den zeitlichen Pflegeaufwand, der damit verbunden ist.
  • Bereiten Sie Ihre Pflegehilfe auf den Besuch des Gutachters vor. Auch die Pflegehelfer sollen ehrlich und transparent die Defizite des Pflegebedürftigen zugeben.
  • Wenn Sie sich für den Besuch oder das Telefonat des Pflegedienstes noch nicht bereit fühlen, dann sollten Sie den Termin schieben. Stressen Sie sich nicht. Sie sollten entspannt, ehrlich und vorbereitet im Termin sein.

Fehler bei der Pflegegradeinschätzung vermeiden

Ehrlichkeit ist das A und O. Nicht nur im Leben fahren wir mit diesem Motto besser, sondern vor allem bei der Begutachtung. Menschen geben nicht gerne eigene Defizite zu oder gar, dass sie auf Pflege angewiesen sind. Allerdings müssen Sie sich nicht schämen. Je ehrlicher Sie sind, desto besser kann dafür gesorgt werden, dass Sie Hilfe bekommen und zeitnah ein selbstbestimmtes Leben wieder führen können. Werden Sie z.B. mit einem Pflegegrad eingestuft, können Sie einen Badumbau bezuschusst bekommen und vielleicht wieder eigenständig duschen gehen. Das wäre doch ein Pluspunkt und dafür würde es sich lohnen, eigene Defizite preiszugeben. Außerdem hat der MDK/MEDICPROOF schon diverse Fälle gesehen und ist darauf geschult, Verständnis für Ihre Situation zu haben und darauf ausgelegt, Ihnen zu helfen. Deswegen geben Sie auch folgendes an:

  • Unsicherheiten
  • Ängste
  • dunkle Gedanken
  • Schwierigkeiten beim Essen und beim Stuhlgang
  • Hilfebedarf bei Hygienemaßnahmen

Der Gutachter prüft die Pflegebedürftigen nicht nur, in dem er Ihnen Fragen stellt. Zum Beispiel fragt er sie, ob sie ihm ein Glas Wasser reichen können. Oder aber auch er lässt einen Stift fallen und bitten den Pflegebedürftigen diesen aufzuheben. Auch die Bitte, den Pullover auszuziehen, kann ein Test sein, ob der Pflegebedürftige besagte Hilfe benötigt. Verweisen Sie höflich darauf  hin, dass ihnen das nicht möglich ist, sollten Sie wirklich dazu nicht in der Lage sein.

 

 

Keinen Pflegegrad erhalten: Pflegegrad Widerspruch einlegen

Um einen Pflegegrad zu erhalten, muss ein Antragsteller mindestens 12.5 Punkte erhalten haben. Dann wird er oder sie in die Kategorie Pflegegrad 1 eingestuft. Pro Pflegegrad gibt es unterschiedliche Zuschüsse und Pflegegelder. Allerdings steht jedem Pflegebedürftigen mit einem offiziellen Pflegegrad ein barriererfreier Badumbau zu. Ein barrierefreies Bad senkt die Sturzgefahr und hilft manch Pflegebedürftigen, wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Da die Voruntersuchungen zu Zeiten der Pandemie via Telefon stattfindet, kann es vorkommen, dass Pflegegrade falsch eingestuft werden oder sogar gar kein Pflegegrad ermittelt werden kann. Für die Hilfesuchende Person ist das natürlich frustrierend und ärgerlich. An dieser Stelle dürfen Sie nicht den Mut verlieren, denn Sie haben das Recht auf einen Pflegegrad Widerspruch. Beachten Sie folgendes:

  • legen Sie den Widerspruch innerhalb von vier Wochen ein.
  • legen Sie den Widerspruch schriftlich ein. Nutzen Sie dafür gerne die Sorgenfrei-Zuhause-Vorlage. Diese senden wir Ihnen gerne per E-Mail zu. Kontaktieren Sie uns einfach unter info@sorgenfrei-zuhause.de
  • haben Sie die Widerspruchs-Frist verpasst, können Sie mithilfe eines Anwalts noch bis zu 4 Jahren Widerspruch einlegen (Quelle: §44, SGB X).

Fragen Sie sich außerdem, ob der Gutachter eine gute Momentaufnahme des Pflegebedürftigen wahrgenommen hat. War der Hilfesuchende besonders gut drauf? Hatte eine gute Tagesform? Wurden Abläufe, die für die Pflege wichtig sind, nicht erwähnt? Eventuell haben Sie mit einem Gutachter gesprochen, der nur seinen Fragenkatalog abarbeitet und wenig Raum für die Individualität des Pflegebedürftigen lässt. Demnach ist es wichtig, auch Informationen rund um den Fragenkatalog preiszugeben. Ein Pflegegrad Widerspruch verlangt viel Energie und lässt Sie vielleicht nervös fühlen. Deswegen sind wir für Sie da.
Damit Ihr Widerspruch Pflegegrad erfolgreich bearbeitet und bewilligt werden kann, helfen die Partner von Sorgenfrei Zuhause Ihnen beim Widerspruchsverfahren. Der Prozess wird Ihnen vollständig abgenommen und unsere Partner stehen Ihnen zur Seite. Der Service ist für Sie kostenfrei. Kontaktieren Sie uns unverbindlich.