Digitale Pflege? Will ich!

Den Pflegeprozess digitalisieren. Auf dem ersten Hören klingt das zu technisch, zu kühl, nicht emotional genug für die Arbeit mit Menschen.
Die digitale Pflege soll allerdings nicht entfremden. Die digitale Pflege soll erleichtern, Strukturen und Prozess verbessern. Pflegepersonal soll entlastet werden. Sich darauf fokussieren, wo die Arbeit am wichtigsten ist: die Arbeit am Mensch.
Pflegebedürftige Menschen sollen selbstbestimmter und würdiger leben können – alles mit digitaler Pflege möglich.
Doch wie?

Digitale Pflege: Entlastung für Fachkräfte

Altenpflege muss und wird eine menschliche Dienstleistung sein. Alle Strukturen und Prozesse drumherum müssen digitalisiert sein. Digitalisierung beginnt bei der Dokumentation. Jeder Pflegeschritt muss bisher über einen Barcode eingescannt werden. Bedeutet, jeder Schritt muss dokumentiert sein. Sogar die Kalorienzufuhr einer im Sterben liegende:r Patient:in. Wie wichtig ist es, ob sie  1.300 kcal oder 1.500 kcal zu sich nimmt?
Zuerst klingt es makaber, diese Dokumentation ausfallen zu lassen. Auf dem zweiten Blick allerdings ein sinnvoll, bedenkt man folgende Punkte:

Eine im sterben liegende Person braucht zwischenmenschliche Zuneigung.
Knapp 950.000 Menschen arbeiten in der stationären oder ambulanten Pflege. (Quelle: Jahr 2021, Statistisches Bundesamt). Darauf folgen kann 4.6 Millionen pflegebedürftige Menschen, Tendenz steigend. Prognosen sagen einen 30% Zuwachs bis 2030 vor. Daraus resultiert, dass die Zeit des Pflegepersonals immer knapper wird. Zeit, die bei der Dokumentation eingespart werden kann, kann in Form von Zuneigung und Pflege in die Patient:innen gesteckt werden.

Ängste nehmen in der digitalen Pflege

Klar, Dokumentation ist wichtig. Die Visiten für die Ärzt:innen in Pflegeheimen werden so akkurater, leichter und effizienter gestaltet. Obwohl viele Mitarbeiter:innen Angst haben, Fehler in der digitalen Kommunikation zu machen, vereinfacht sie den Pflegealltag und kann sogar Fehler ausmerzen.
Mithilfe eines Tablets können direkt Bilder von Patienten:innen und deren Sorgen, Leiden und Wunden geschossen werden und mithilfe der digitalen Kommunikation direkt an die betreuenden Ärzt:innen gesendet werden.
Digitalisierung bedeutet immer Veränderung, aber Ängste können durch regelmäßige Schulungen und Geduld mit gegebenenfalls älteren Mitarbeiter:innen abgebaut werden.
Zudem muss Digitalisierung und Technik ein neues Fach in der Ausbildung zukünftiger Pflegekräfte werden.

Pflegebedürftigen muss ebenfalls die Angst genommen und Chancen aufgewiesen werden.
Mithilfe von digitalen Apps können sie gegebenenfalls sogar in den eigenen vier Wänden wohnhaft bleiben.
Dank des Nutzens einer digitalen Pflegeakte (DiGa), sparen sich Pflegebedürftige den Arztbesuch. Stattdessen nutzen sie eine digitale Sprechstunde. Mit einer App können sie zu Hause Sport machen und an digitalen Sportkursen teilnehmen. Zudem haben sie die Möglichkeit, sich digital mit ihren Pflegekräften auszutauschen.
Um den Pflegealltag noch besser und sicherer zu gestalten, kann in den eigenen vier Wänden auch das Badezimmer mit Sorgenfrei Zuhause umgebaut werden – mit einem Pflegekassenzuschuss von 4.000 € der Pflegekasse.

 

 

Digitale Pflege Status Quo

Völlig ent-digitalisiert ist die deutsche Pflege nicht.
Abgesehen davon, dass seit 2022 die digitale Pflege bereits mit 50€/monatlich von den Pflegekassen bezuschusst wird, bewegt sich etwas in der Krankenpflege.
Das Projekt „ePflegebericht“ des Solinger Ärztenetzwerks „Solimed” sammelt zentral Krankendaten, damit Krankenzusammenhänge schneller und besser erkennbar und therapiert werden können, wie in der  Kampagne der Caritas 2019 zu lesen war. 2022 gibt es bereits digitale Gesundheitsanwendungen, welche die gewünschte Kommunikation mit Ärzten erleichtert. Ärzt:innen können e-Rezepte ausstellen und Patient:innen so beraten. Die Caritas erhoffe 2019 ebenfalls auf die digitalisierung in der Kommunikation, denn dort liefen bis 2019 alle Berichte und Austausche mit Ärzt:innen und Physiotherapeut:innen per Fax ein. Auch die Caritas bietet mittlerweile eine anonyme, digitale Beratung an.